Anton
Gugg
über Rudolf Höhenwarter |
LOGIK
UND EMOTION
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Rudolf Höhenwarter's
Aquarellistik widerspricht der gängigen Auffassung von Wasserfarbenmalerei als einer flatterhaften Kunst anmutiger gestisch-koloristischer Flüchtigkeiten. Die überaus reflektierte Herangehensweise des Künstlers an Probleme des Kompositorischen, Formalen und Farblichen mag in Zeiten neoexpressionistischer Hemmungslosigkeiten und bedenkenloser Entregelung wie provokanter Anachronismus wirken. Mit Höhenwarter, einst Mitstreiter des legendären Salzburger Avantgardistenkreises "Gruppe 73", hat ein kaum noch existenter Künstlertyp überlebt, dem handwerkliche Seriosität und Überprüfbarkeit des malerischen Ergebnisses nach einem klaren ästhetischen Wertekanon die Grundlage des Schaffens sind. Diese Haltung wird oft als altmodisch abqualifiziert,weil sie weder vordergründig Emotionen mobilisiert noch dem Gegentrend der totalen Entsinnlichung hörig ist. Sie genügt sich mit einem Anflug des Aristokratischen und Wirklichkeitsverachtenden selbst und beschäftigt sich ausschließlich mit ästhetischen Fragestellungen. Malerei aus dieser Quelle der Distanziertheit scheint manchen Betrachtern gleichsam "zu schön" für diese Welt, zu exklusiv ihren raffinierten Form- und Farbgestaltungen hingegeben, um Relevanz einfordern zu können. Mit der Streichung dieser Art erlesener Malerei aus dem Kodex des Erlaubten wird aber auch ein gewichtiger Teil der großen klassischen Moderne eliminiert, auf deren Grundsätze und Vorgaben sich Höhenwarter bezieht. Es ist das Kapitel der "ernsten Spiele" - entstanden aus geometrischem Vokabular und schlüssiger Grammatik, in der sich Realismus und Abstraktion, Vernunft und Gefühl aufheben. Bildtitel wie "Kandinskaan" sind Wegweiser in eine verschwundene Bildwelt, erfüllt von artifiziellen Kostbarkeiten. Höhenwarters sensitiver Konstruktivismus beansprucht langwierige Arbeitsprozesse. Bilder wachsen aus vielen Farbschichten, Korrekturen und Akzentuierungen. Die moluskenhaften Kleinskulpturen aus weichem, schmiegsamen Speckstein stehen zu einer ausgefeilten Kunst des Kalküls in scheinbarem Widerspruch. Aber das Organische und die Logik sind bei diesem Künstler keine Gegensätze. Anton Gugg, 2005 |